Hochelegante Handwerkskunst aus Florenz – Werkstattbesuch bei Fabio Capanni.
Ein Bericht von Axel Stürken
Ein sonniger Tag im Oktober 2017. Wir fahren nach Scarperia, einem kleinen Ort in den Bergen, etwa 30 km nördlich von Florenz. In einem unscheinbaren Gebäude in der Via della Giustizia hat die Firma Cuoio Artistico Fiorentino di Capanni Fabio e C. sas, kurz CAF, ihren Sitz.
Wir werden von Fabio Capanni empfangen, der gemeinsam mit seinem Vater das kleine Unternehmen führt. 2001 – kurz nach der Gründung von Torquato – haben wir Fabio Capanni auf einer Messe in Mailand kennengelernt, seitdem verkaufen wir die Produkte von CAF.
Cuoietto Fiorentino
Fabios Vater Vasco, ein sehr sympathischer älterer Herr mit Glatze, der heute immer noch selbst mit Hand anlegt, ist in den 50er Jahren nach Florenz gekommen, um das Handwerk der Lederverarbeitung zu lernen. Sein Lehrer war der berühmte Handwerksmeister Rino Peruzzi, der in der Via Michelangelo Buonarroti in der Florentiner Altstadt eine Lederwerkstatt betrieb. 1956 legte Vasco Capanni seine Meisterprüfung ab und gründete seine eigene Werkstatt.
Seit 1987 ist Vascos Sohn Fabio mit im Geschäft, er erlernte die Handwerkskunst, für die Florenz seit Jahrhunderten bekannt ist, von seinem Vater. CAF ist eine der letzten Manufakturen, die eine spezielle Verabeitungsweise des Leders, die sog. Cuoietto Fiorentino, beherrschen.
Fabio Capanni führt uns durch die nicht besonders große Werkstatt, in der auf engem Raum die verschiedenen Bearbeitungsstationen untergebracht sind. Etwa zehn Menschen inklusive der beiden Capannis arbeiten hier und es herrscht eine konzentrierte Arbeitsatmosphäre.
Fabio erklärt uns – auf italienisch und von einem jungen Mitarbeiter ins Englische übersetzt – die einzelnen Produktionsschritte, die zur Herstellung eines CAF-Produktes notwendig sind. Verwendet wird nur in und um Florenz gegerbtes, besonders feines Kalbsleder, das sog. Cuoietto. Dieses wird mit einem speziellen Messer, der "Coltella" geschärft: Die Kanten, an denen Leder an Leder stößt, werden ausgedünnt, damit man beim fertigen Produkt diese Übergänge nicht mehr erkennt. Das Leder wird in Wassereingeweicht, mit kleinen Nägelchen auf den Holzformen befestigt, dabei gebogen und der Form angepasst.
Altes Wissen – alte Werkzeuge
Die zunächst noch offenen Kanten werden mit einem speziellen pflanzlichen Klebstoff – einem der Betriebsgeheimnisse von CAF – zusammengefügt. Der Klebstoff aus natürlichen Inhaltsstoffen verbindet sich mit dem Leder und ist äußerst widerstandsfähig. Durch nasse Verarbeitung, Einsatz des Klebstoffs und anschließendes Aushärten bekommen die Lederartikel die Stabilität, die für die Cuoietto Fiorentino so charakteristisch ist.
Die in einem speziellen Trockenraum getrockneten Werkstücke werden nun mit Farbe auf Basis von Naturpigmenten gefärbt – in dreizehn verschiedenen Farbtönen. Schließlich wird das Leder mit weichen rotierenden Bürsten poliert. Wegen der Beschaffenheit des Farbstoffes und des Leders gleicht kein Artikel genau einem anderen – jedes Stück ist einzigartig und spiegelt die Handschrift und Kreativität des jeweiligen Handwerkers wider.
Alle Produkte von CAF auf einen Blick: